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Wissenstransfer: Wo das abliegt? In seinem Kopf!

Wir zur Lage der Kommunikation – alles tbd. Heute: Steffen Schier über Wissenstransfer als Ziel der Internen Kommunikation.

Steffen Schier

Steffen Schier

Competence Lead interne Kommunikation

Weniger senden, dafür sinnvolle Plattformen etablieren und mehr Raum für Teilhabe schaffen. Der Mammutaufgabe Wissenstransfer können Kommunikator:innen für interne Kommunikation mit handwerklich einfachen Kniffen begegnen.

Gebe ich bei duden.de „Wissenstransfer“ ein, wird mir Werbung ausgespielt, die diese braunen Leder-Lehrer:innentaschen zeigt. Passt ganz gut zu damals: IN der Tasche waren Bücher und Wissen, das wir in Form von Fotokopien ausgeteilt bekamen. VOR der Klasse stehend erläuterte die Lehrerin – der wir auch blöde Fragen stellen konnten – zum besseren Verständnis den Stoff. Diskutiert wurde ab und an auch mal zwischen den Schüler:innen, wodurch wir andere Sichtweisen kennenlernten. Und WÄHREND der Klausur konnten wir im günstigen Fall beweisen, dass wir das erlernte Wissen auch anwenden konnten.

Das Weltwissen der Neunziger passte schon damals nicht in eine Tasche. 2021 evaluierte IDC, dass knapp ein Drittel der Unternehmen in Deutschland ein jährliches Datenwachstum zwischen 31 und 60 Prozent  verzeichnet. Mitarbeiter:innen ächzen über Informationsüberfluss in hoher Geschwindigkeit über immer mehr Organisationskanäle hinweg. Ich merkte auf, als ich aus der gemeinsamen Studie der School for Communication and Management  und fischerAppelt erfuhr, dass interne Kommunikationsexpert:innen einen funktionierenden Wissenstransfer als wichtigste Voraussetzung für eine Innovationskultur  sehen. Das Ziel Wissenstransfer liegt in der internen Kommunikation nämlich meist nur im Mittelfeld der Studien.

Infografik Innovationsfähigkeit Unternehmen

Aufgaben verteilen und geeignete Plattformen für Wissenstransfer einrichten

Das Thema brennt meinen Kolleg:innen und mir wohl deshalb besonders unter den Nägeln, weil wir ahnen, dass unglaublich viel Wissen von scheidenden und bestehenden Mitarbeiter:innen noch nicht optimal geschöpft wird. Und dass das aufgrund fehlender Ressourcen von internen Kommunikator:innen auch nicht geleistet werden kann. Systematisches Aufspüren und Festhalten von Wissen, das beispielsweise für die Gewährleistung der Produktion oder der Weitergabe von Informationen an die Job-Nachfolger:innen nötig ist, wird im besten Fall von Führungskräften und Personalentwicklung organisiert und geleistet. Das Wissen um Unternehmensziele, Werte und die Weiterentwicklung der Kultur sind der Unternehmensfunktion der internen Kommunikation näher als die Archivierung von Learnings aus Projekten, Fach- oder Methodenwissen.

Trotzdem sollten bei der Auswahl und Gestaltung heutiger Intranets 1. Eine gute Suchmaschinenlösung, 2. die sinnvolle Verknüpfung zu Kollaborationssoftware und 3. die Ablagesystematik mitgedacht werden. Erreicht die interne Suchmaschine (annähernd) die Qualität, die Mitarbeiter:innen aus dem privaten Bereich kennen? Oder funktioniert die Suche anders, ähnlich einer Katalogsuche in Wikis, wo nach Bereichen, Autor:innen oder Zeitpunkt der Erstellung eingegrenzt wird? Wirkt die Trefferliste zufällig, ist das der schlimmste anzunehmende Fall für die Nutzer:innen.

Herrschaftswissen ist nicht mehr zeitgemäß.

Steffen Schier, Competence Lead Interne Kommunikation

Priorisierte Themen der internen Kommunikation müssen immer dokumentiert werden. Im ICE neulich mitgehört: Auf die Frage der einen Person, wo etwas abliegen würde, kam von der anderen Person schlicht: „In seinem Kopf!“ Das geht nicht bei wichtigen Dingen, Herrschaftswissen ist nicht mehr zeitgemäß, eine Ablage in der Cloud Pflicht. Durch Investitionen in zeitgemäße technische Plattformen kann sich die Organisation besser in Richtung Netzwerk und somit Innovationskultur entwickeln, stark auf Social Media ausgerichtete Intranets im Markt bieten die Integration von M365 oder Google Workspace.

Raum für Austausch schaffen: Wissen aus der Kommentarspalte

Bei der Auswahl und Bespielung des Intranets oder der Mitarbeiter:innen-App gibt es ein paar Kniffe. Für besseren Wissensfluss reicht quasi ein Knopfdruck: Kommentare an! Immer noch haben manche Unternehmen diese deaktiviert, und man könnte meinen, sie hätten Angst vor Ideen, Mehrarbeit oder gar den eigenen Mitarbeiter:innen. Kommentare mit Ideen können in die Fachabteilungen weitergeleitet werden, eine Kultur der Ideensammlung durch eigene Rubriken gefördert und mit internen Awards prämiert werden. Mit Formaten wie interaktiven Webinaren und Podcasts bietet das Intranet Wissensträger:innen ein Forum. Externe „Stargäst:innen“ oder eigene Mitarbeiter:innenstars teilen ihr Wissen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Vielfalt oder Mental Health und stehen für Fragen in Echtzeit zur Verfügung oder bereiten Antworten auf Fragen aus z. B. Webinaren nachträglich auf. Es ist wie damals bei der Lehrerin: Ein Mensch, der einem anderen Menschen erklärt, wie es geht, funktioniert für den Wissenstransfer besser als ein Dokument allein.

Weißte Bescheid!

Auch in Zeiten der Mitarbeiter:innen-Apps sollte die interne Kommunikation weniger pushen, um die Köpfe nicht mit unnützem Wissen zu verstopfen. Content muss stärker visualisiert und je nach Zielgruppenbedürfnis hinsichtlich Informationstiefe, Thema und Kanalpräferenz möglichst granular ausgespielt, evaluiert und stetig verbessert werden. Damit Content schneller erfassbar wird. Nicht jeder Mitarbeitende muss zum Sendenden werden. Wichtiger ist es, dass Nutzer:innen in ihren Kommunikationsbedürfnissen ernst genommen werden und selbst bestimmen können, welchen Themen sie in Newsstreams, offenen Gruppen oder Chats folgen. Bei einer automatischen und gleichzeitigen Ausspielung von gezielten Inhalten über Desktop, Smartphone, Digital Signage und Content Automation kleinerer Nachrichten durch neu geschaffene Schnittstellen können sich Kommunikator:innen zudem Zeit verschaffen. Damit wird es möglich, sich stärker auf kreative Kampagnen zur Unternehmensstrategie zu konzentrieren. Denn am Ende gilt: Weißte Bescheid!

Über den Autor

Steffen Schier ist Competence Lead Interne Kommunikation bei fischerAppelt. Seit vielen Jahren betreut er Projekte aus der internen Kommunikation, die seiner Meinung nach von Unternehmen mit der gleichen strategischen Sorgfalt und den gleichen Budgets bedacht werden sollten wie die externe. Seine Schwerpunkte liegen zurzeit bei Mitarbeiter:innen-Apps, Führungskommunikation, Employer Branding und Erfolgsmessung.